Heiteres, Nachdenkliches und ein dramatischer Wettlauf mit dem Feuer

Das Treffen der Chiemgau-Autoren am 28. Oktober zeigte wieder einmal das breite literarische Spektrum der präsentierten Texte. Wie üblich gab es eine vorangemeldete Lesung und zwei Lesungen nach Los.

Knapp 40 Vereinsmitglieder und Gäste begrüßte Sabine Rosenberg, die versiert durch einen sehr anregenden Abend im Studio 16 führte. Als erste Autorin las Armena Kühne-Enzinger aus ihrer Anthologie „Strandgeschichten“. Die heitere Geschichte „Blickkontakt“ handelt von zwei jungen Frauen, die ihren Urlaub am Meer verbringen und gerne eine Urlaubsbekanntschaft machen möchten. Allerdings treffen sie nur Paare und sogenannte Bierbäuche am Strand, bis eines Tages ein toller Typ auftaucht und die eine der beiden Freundinnen nach ein paar Hindernissen doch noch ans Ziel gelangt. Die ehemalige Polizeiangestellte Kühne-Enzinger, die mit ihrer Familie in Anger lebt, schrieb diese Geschichte – ihre erste Veröffentlichung – während ihrer vielen Nachtdienste für einen Wettbewerb der TAZ. Mittlerweile sind zahlreiche Texte von ihr veröffentlicht, zuletzt die Kurzgeschichte „Glockengasse 13“ in der Anthologie des Literaturpreises „Grassauer Deichelbohrer 2019“, für den sie zusammen mit sieben weiteren Autor*innen nominiert wurde.

Sepp Obermüller traf das Losglück. Der Priener Dichter schreibt, überwiegend in bairischer Mundart, vor allem politische Gedichte, die „nicht ganz ernst zu nehmen sind“. Er möchte mit seinen Texten „nur darstellen, aber nicht angreifen“. Eine kleine Kostprobe gab er mit humorvollen Gedichten über den Brexit, den neuen Berliner Flughafen oder Straches Ibiza-Affäre. Auch die Themen Umwelt und Philosophie liegen ihm sehr am Herzen. In einem Gedicht vergleicht er die aktuelle Weltlage mit den Meerungeheuern Skylla und Charybdis aus der griechischen Mythologie, denen man nur entrinnen kann, wenn man auf der schmalen Passage nicht vom geraden Kurs abweicht.

Das zweite Los fiel auf Laura Doppelberger, eine junge Autorin, die als Gast zum ersten Mal am Literaturtreffen teilnahm. Sie schreibt seit ihrem zehnten Lebensjahr und arbeitet zurzeit mit einer Freundin an einem Science-Fiction-Roman zum Thema Wassermangel. Doppelberger, die sich von Bildern zum Schreiben inspirieren lässt, las aus ihrer Kurzgeschichte “Wenn des Nachts die Glocken läuten“. Die Heldin Aldana, eine unerschrockene junge Frau in Ritterrüstung, kämpft sich zur Rettung ihres Fürsten, dessen Leibwächterin sie ist, durch die verschlungenen Gänge der brennenden Burg. Dabei nimmt sie ihre Leser/ Zuhörer mit auf ihren hochdramatischen, ausweglos erscheinenden Wettlauf mit dem Feuer.

Abschließend wurde vom Vorstand noch über Aktivitäten des Vereins informiert. Bei den Chiemgauer Kulturtagen 2020 wird sich der Verein mit einem Projekt zum Thema Frieden beteiligen. Das nächste Literaturtreffen der Chiemgau-Autoren findet am 25.11.2019 um 19:00 im Studio 16 in Traunstein statt.

Bericht von Sybille Trapp

v.l. Armena Kühne, Laura Doppelberger, Sabine Rosenberg und Sepp Obermüller beim Literaturtreffen der Chiemgau-Autoren im Studio16.
(Foto: Annette Hendl)

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