Literarische Kleinkunst im NUTS

Literatur von Schreibenden aus dem Chiemgau – live und in Farbe

Traunstein – Im Herbst beginnt das Kulturleben wieder mit neuer Kraft. Das zeigte sich deutlich beim letzten Monatstreffen des Vereins der Chiemgau-Autoren. Drei Lesungen wurden unter den Gästen des Abends ausgelost. Das bedeutete: Bühne frei für Jutta Prinzing, Janina Fellgiebel und Karl-Heinz Austermayer. Die kurzen Lesungen zeigten verschiedene Wege auf, wie Erlebnisse und Gedanken in Worte gefasst werden können: Zwei Kindheitserinnerungen, gut formuliert und anrührend, standen neben der Textmontage von Puzzleteilen eines ergreifenden inneren Monologs über die Gefühle eines jungen Menschen, der das Ende einer Liebesbeziehung überwinden muss. Es folgten einige kluge Mundart-Gedichte mit Betrachtungen darüber, was wir aus unserem Leben machen, wie wir Glück erleben – und welchen Anteil wir selbst in dieser Hinsicht haben. So sollte sich „Der Ruach“ (bairisch für „Geizkragen, raffgieriger Mensch“) durchaus einmal selbst in Frage stellen.

Zum Programm des Literaturtreffens gehört immer auch ein Autorenrätsel, mit dem ein Blick in die Literaturgeschichte angeregt wird, dieses Mal geschickt präsentiert von Rosemarie Mußner. Zu raten war Erich Maria Remarque, dessen Roman „Im Westen nichts Neues“, geschrieben vor fast hundert Jahren, jetzt wieder ins Blickfeld geraten ist: nicht nur durch die Neuverfilmung, sondern auch durch das Weltgeschehen.

Der Hauptteil des Abends galt der angemeldeten Lesung von Horst Babinsky. Er stellte uns seine Biographie vor. In einzelnen Szenen zeichnet er hier seine Lebenslinien nach, berichtet eindrucksvoll von kleinen und großen Ereignissen und zieht daraus Bilanz: „Alles was du brauchst, hast du in dir: Nutze es.“  Packend beschreibt er Erlebnisse, die traumatisierend sein können und die ein Mensch nur schwer überwinden kann: Ob, dass und wie er das schaffen kann, zeigt der Autor mit ermutigenden Beispielen. Dabei redet er Belastungen, unter denen Menschen immer wieder stehen, keineswegs klein, sondern bietet Auswege.

Der Autor Horst Babinsky aus Grabenstätt sprach über sein neues Buch. (Foto: Daniel Lebert)

Beim Literaturtreffen der Chiemgau-Autoren wirkten mit (v. l.): Rosemarie Mußner, Karl-Heinz Austermayer, Janina Fellgiebel, Jutta Prinzing, Horst Babinsky und Petra Babinsky (Foto: Daniel Lebert)

Literatur, von Schreibenden aus dem Chiemgau selbst verfasst, ist regelmäßig zu hören am letzten Montag des Monats im Traunsteiner NUTS. Eintritt frei – das nächste Mal wieder am 30. Oktober um 19 Uhr. Der Verein bietet Mitgliedern sowie Gästen eine Möglichkeit, sich einmal lesend auf der Bühne auszuprobieren: Wer einen eigenen Text dabei und Glück hat, darf selbst lesen. Das kann erheitern, nachdenklich machen, guttun oder einen auch in Staunen versetzen. Der gemeinnützige Kulturverein der „Chiemgau-Autoren e. V.“ strebt Literaturvermittlung auf breiter Ebene an. Deshalb sind Gäste sehr willkommen. – UG

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