Eine bewegende Geschichte über Liebe, Freiheit und den Tod

Sterne sieht man nur bei Nacht

Wie geht man damit um, wenn man zu jung ist, um vernünftig zu sein, zu erwachsen um für immer jung zu bleiben, wenn man verliebt ist und erfährt, dass die Mutter sterben könnte?

Hans hat keinen Masterplan, wie er mit dem Tod, noch mit der Liebe umzugehen hat. Außer den, zu leben, als sei das Leben das einzige, was den Tod verdrängt.
Er entscheidet sich gegen Ellis, das Mädchen das ihn liebt und stürzt sich tiefer in ein Leben, das er nicht mehr unter. Kontrolle hat, je weiter die Krankheit seiner Mutter voranschreitet. Als sie schöne, unerreichbare Loni Schneider in sein Leben tritt, hat Hans nichts mehr zu verlieren. Außer der Liebe.

Bernhard Straßers zweiter Roman über das Erwachsensein spielt wieder in einer Chiemgauer Kleinstadt. Außerdem in Paris, dem Southside- und dem Festival Im Grünen

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Kritikerstimmen:

Der Roman „Sterne sieht man nur bei Nacht“ zeigt sehr lebhaft den inneren Konflikt eines jungen Mannes, der sich im Wirrwarr seiner Gefühle zurechtfinden muss. Der Autor entführt den Leser hervorragend in die Innenwelt eines jungen Erwachsenen. Der Leser wird den inneren Kampf mitkämpfen wollen. 

G. Netz

 

Sterne sieht man nur bei Nacht zu lesen, ist als höre man einem guten Freund zu. Bernhard schafft perfekt die Balance zwischen dem schwierigen Thema Krebs und der Romantik, den Zauber des Kennenlernens.

Sandra S.

 

 Eine sehr bewegende Geschichte über Liebe, Freiheit und die großen und kleinen Familiendramen einfühlsam erzählt. Manche Orte meint man wiederzuerkennen, wenn man im Chiemgau unterwegs ist.

Meike K. Fehrmann

 

Leseprobe:

 

Prolog: Der letzte Tag vorm Rest des Lebens

 

Sie fuhren in die Berge und wanderten zu einem See. Hans hatte keinen Blick für die herbstliche Schönheit der Gegend und fühlte sich bald von jedem Schritt erschöpft. Sie setzten sich auf eine Bank in der Sonne und blieben lange dort sitzen. Ellis schwieg und er hörte ihrem Atmen zu. Er lauschte einer Biene, die sich in der Jahreszeit geirrt zu haben schien. Es roch nach Frühling, aber Hans fröstelte. Sein Atem wurde ruhiger. 

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Die stürmischen Gedankengänge begannen einzufrieren. Er tastete über das warme Holz der Bank und berührte Ellis’ kleinen Finger. Sie nahm seine Hand, hielt ihn fest, bis die Sonne hinter einem Berg verschwand. Doch nicht so schnell. Noch ist es nicht so weit. Noch wissen wir nichts von der Geschichte von Hans und Ellis. Deshalb drehen wir die Uhr um fast exakt ein halbes Jahr zurück: Wir sehen, wie Hans kurz vor Mitternacht auf einen Stuhl springt. Er reckt sein Weinglas hoch, so weit es geht. Wir wissen bereits, was ihn morgen erwartet, wie sich sein Leben in den kommenden Monaten verändern wird. Lassen wir ihn noch eine Nacht lang im Schlummerschlaf der Ahnungslosen. Noch ist er nichts weiter als ein betrunkener, glücklicher, ein wenig verliebter junger Mann. Seine Bühne ist ein kleines Café in der unteren Stadt, eine Feier, die Geburtstagsfeier seines besten Freundes. „Our time is running out!“, schrie er den Songtext des Liedes, das der DJ gerade auflegte mit und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Verdammte Scheiße, Ben. Ich liebe diese Musik! Ich liebe diese Band! Alles Gute zum Geburtstag, solange du noch hast!“ Cocktailgläser klirrten, jemand klatschte und pfiff durch die Zähne. Hans senkte das Weinglas ein wenig und beugte sich zu Ben hinunter. „Und danke, dass du die…“, er deutete auf eines der Mädchen am Tisch, dann auf das nächste und übernächste. „Und die und die in mein Leben gebracht hast.“ Er stieg von seinem Stuhl hinab und prostete in eine unbestimmte Richtung. Es war laut in der Bar und die Luft roch nach einem ausgelassenen Abend. „Jedes Jahr das gleiche, Hans.“ Ben lachte. „Erst willst du schon um zehn gehen, dann stell ich dir eine der Praktikantinnen vor, und am Ende weigerst du dich, heim zu gehen.“ „Ihr habt aber auch tolle Mädchen in der Firma“ entgegnete er und spürte, wie der Wein sein Gemüt in eine andere Sphäre gleiten ließ. „Jetzt rück schon raus. Welche ist es denn? Ich verwette meine Wohnung auf die da.“ Ben zeigte auf eines der Mädchen. Hans nickte. „Du kennst mich viel zu gut. Dann spricht ja sicher nichts dagegen, uns endlich vorzustellen!“ Wir werfen noch einen kurzen Blick auf dieses Mädchen, das uns, das vor allem Hans die kommende Zeit noch begleiten wird, ehe wir uns langsam zurückziehen: Hübsch ist sie, zweifelsfrei. Hans mag sie sogar als schön bezeichnen. Erst jetzt bemerkt sie, dass es um sie geht, dass sie dabei ist, ein Teil der Geschichte, ein Teil von Hans‘ Geschichte zu werden. Ben und Hans, die beiden Freunde aus Kindheitstagen, setzen sich neben das Mädchen. Wir bemerken, wie sie Hans interessiert mustert und jetzt, in diesem Moment, in dem ein Lächeln ihr Gesicht umspielt und wir zu ahnen beginnen, warum alles so kommt, wie es kommt, können wir uns zurücklehnen und der Geschichte ihren freien Lauf lassen. „Das ist Hans“, sagte Ben. „Hans und ich kennen uns schon ewig. Und genau deshalb ist er auch der allerletzte, den ich dir vorstelle. „Buchstäblich“, sagte sie und sah Hans an. „Ich habe so meine Gründe. Dieser junge Mann hat, trotz erster grauer Strähnchen, seit jeher ein Faible für schöne Mädchen.“ Ben räusperte sich, ein seliges Grinsen auf den Mundwinkeln. „Das haben wir gemeinsam. Aber im Gegensatz zu mir, der zu seinem durch und durch unsoliden Lebenswandel steht, gaukelt er den Frauen vor, ein Romantiker zu sein. Ohne sich aber je auf was Ernstes einzulassen, solltest du wissen. Und dazu ist ein wundervolles Mädchen wie du natürlich zu kostbar.“ Ben deutete, mit glasigem Blick, ein Glas Mojito in der rechten Hand schwenkend, auf Hans. „Da aber Hans der einzige meiner Freunde ist, der den Anstand hatte, meinen Geburtstag bis zum Schluss mit mir zu feiern: Na gut. Ich wasche meine Hände in Unschuld: Das ist Hans.“ „Herzlichen Dank auch für die warme, herzliche Vorstellung“, sagte Hans zu Ben und schüttelte dem Mädchen die Hand. „Elisabeth“, sagte das Mädchen. „Aber alle nennen mich Ellis.“ Ellis war ihm bereits in dem Moment aufgefallen, als er das Café betreten und nach der Geburtstagsgesellschaft Ausschau gehalten hatte. Sie hatte sich auch nach ihm umgedreht und gelächelt. Daran dachte Hans jetzt, als er ihre leicht gewellten, langen, dunkelblonden Haare betrachtete. Sie lächelte scheinbar gerne und viel. Ihr rundes Gesicht, die großen Augen und das im Kneipenlicht golden schimmernde Haar gaben ihr etwas Engelsgleiches. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn ihr am Rücken tatsächlich ein Flügelpaar entwachsen wäre. Hans bestellte Ramazotti für sie beide. Als Otto, der Besitzer der Roten Mühle, die Getränke brachte, musste Ellis lauthals lachen. Sie lachte laut und herzlich und bald stimmte Hans in ihr Lachen ein und als der ganze Tisch mitlachte, wusste bald keiner mehr, warum eigentlich gelacht wurde. Nach einigen Minuten herzhaften Lachens, in dem sich beide immer wieder durch einen Blick oder ein Zucken in der Gesichtspartie zu neuen Lachsalven provozierten, standen Hans die Tränen in den Augen und er rang nach Luft. Als sich beide beruhigt hatten, fragte er Ellis, was denn eigentlich so lustig war. „Ich hab so gelacht, weil du so gelacht hast“, sagte sie. „Und ich, weil du so gelacht hast, aber du hast angefangen.“ Ellis musste überlegen, als wäre die Ursache ihres Lachanfalles schon so lange her, dass sie sie vergessen hatte. Dann grinste sie und sagte: „Jetzt weiß ich es wieder“, sie lachte erneut und hielt sich die Hand vor den Mund. Hans schaute sie neugierig an und war gespannt, was sie wohl Lustiges zu erzählen hatte. „Du musst mich echt entschuldigen“, kicherte sie, „aber ich hab ab und zu so komische Vorstellungen, richtige Hirngespinste, die einfach so in mein Gehirn platzen, und die sind manchmal so schräg und seltsam, dass ich selber darüber lachen muss. Ich weiß, das ist kindisch und komisch, aber ich kann es nicht ändern. Ich hab das schon, seit ich ein Kind war. In der Schule hab ich zum Beispiel regelmäßig und so bildlich, als würde es gerade wirklich passieren, vor meinem geistigen Auge gesehen, wie der Lehrer sich bis auf die Unterhose auszog, Anlauf nahm und durch das klirrende Fenster nach draußen sprang.“ Sie kicherte wieder. „Das ist echt schräg.“ „Und was hast du vorhin gesehen, dass du so lachen musstest?“, hakte Hans nach. Sie lachte wieder: „Wie heißt der Chef von der Kneipe gleich wieder?“ „Otto.“ „Genau, der Otto. Als der Otto vorhin herein kam, da hat er sich in meinem Kopf auf einmal in einen schwarzen Tanzbären mit großen, treuseligen, braunen Augen verwandelt, der ein rosa Ballettröckchen aus Tüll um die Taille und auf dem Kopf ein spitzes Partyhütchen trug und auf Rollschuhen fahrend ein Tablett mit Bier hereinfuhr.“ Hans sah sie lächelnd an. Er konnte sich das Bild plastisch vorstellen. „Ich muss dich enttäuschen“, sagte er, „Das war kein Produkt der Fantasie. Das ist Otto wie er leibt und lebt.“ Er streckte ihr ein zweites Mal die Hand entgegen: „Hi, ich bin der Hans. Und spätestens jetzt bist du das Mädchen, das ich unbedingt kennenlernen will.“ „Hallo Hans, ich bin´s noch immer, die Ellis.“ Sie schüttelten sich die Hand. Hans lächelte zufrieden. Dinge passierten oder sie passierten nicht. Oft kostete es ihn unendliche Anstrengungen, und dennoch blieb es beim vergeblichen Nichts und dann, als sei es vorbestimmt, geschah etwas Wunderbares, Unerwartetes, und es war gleichzeitig leicht wie selbstverständlich. Er schaute in Ellis’ blaue Augen, die einen leichten Grünstich bekamen, je länger er hinsah. Noch seltsamer fand er, dass sie seinen ruhenden, findenden Blick erwiderte und je tiefer ihre Augen wurden, desto mehr Gedanken entzündeten sich in seinem Kopf und explodierten wie gelbe Wunderkerzen. Wie schön es ist, dachte er, betrunken zu sein. Die gestrige Sonnenfinsternis fiel ihm ein. Es war zwar nur eine partielle gewesen, aber seitdem hatte er das Gefühl, dass in diesem Jahr etwas Bedeutendes passieren musste. Etwas, das sein Lebens veränderte. War es jetzt soweit? Immer dann, wenn man es am wenigsten erwartete, geschahen diese seltsamen Begegnungen. „Es ist spät“, sagte Ellis unvermittelt und das Feuerwerk in Hans‘ Kopf löste sich in Luft auf. „Ich wohne in einer kleinen Pension am Stadtrand. In der Pilgerherberge“, sagte sie. Hans sah sie überrascht an. „Ich bin nur da, wenn ich Praktika habe. Die Pension ist nett. Ich fühle mich schon wie zu Hause dort.“ „Und die Pilger?“ Sie lachte. „Seitdem der Papst zurückgetreten ist, sind die Pilger ganz normale Radfahrer und Wanderer.“ Ellis’ Augen senkten sich, blieben an seinem alten T-Shirt haften, auf dem ein nach oben blickender Mann, der mehrere Schatten warf, und die Worte „Absolution“ abgebildet waren. Schließlich sah sie auf, sah ihm fest in die Augen und fragte: „Begleitest Du mich ein Stück?“ Ohne zu zögern nickte er und beide sprangen synchron von ihren Stühlen auf.

 

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