Schreiben und Inspiration in der Natur
„Meike, das Feuer ist aus!“ Ein Wochenende lang versuchte Bastian (4), Kursleiterin Meike K. Fehrmann zu foppen. Aber Meike konnte entspannt bleiben: Auf der Rabenmoosalm, wo die Schreibwerkstatt der Chiemgau-Autoren stattfand, ging weder das Lagerfeuer, noch das Feuer der Ideen aus.
Vier Tage, sechs Autoren, kein Handynetz. Meike K. Fehrmanns Idee der Schreibalm beruhte darauf, naturpädagogische Konzepte mit Schreibtechniken zu verbinden und die Autoren an einem Ort arbeiten zu lassen, wo es keine Ablenkung von der Außenwelt gibt.
Aus der Vision entwickelte sich in der Praxis ein lustiger Haufen Schriftsteller samt Kinder und Hund, die auf dem Zinnkopf, im Indiandertipi oder der Vogelnestschaukel schrieben, am Lagerfeuer darüber diskutierten was Literatur ist und sich von Inge, dem guten Almgeist, kulinarisch verwöhnen ließen. Beinahe wäre die Schreibalm zur Naschalm geworden, zu gut war die reichliche Verpflegung, aber bei den abendlichen Textgesprächen konnte trotz der vielen Genüsse auch literarisch interessantes präsentiert werden. So begann eine Kurzgeschichte über Umweltaktivisten, die in eine Hühnerfarm schlüpfen, zu entstehen, eine Fantasy-Nacherzählung über das Leben Christoph Kolumbus wurde präsentiert und eine Erzählung über einen vom Leben zerrütteten Mann, der eine berühmte Bloggerin kennenlernt.
Jeweils am Vormittag gaben die Autoren ihr eigenes Wissen weiter, jeder hatte Theoriesequenzen vorbeireitet: Was ist eine Kurzgeschichte? Wie funktioniert Gesichtsbeschreibung? Wie plotte ich einen Roman?
Natürlich kam auch die Naturpädagogik nicht zu kurz: In der Natur wurde still gelauscht und eine Geräuschkarte skizziert. Mit einem Spiegel unter der Nase marschierten die Autoren durch den Wald, um einen Perspektivwechsel herbeizuführen: Statt Feldweg sahen sie die Baumwipfel und den blauen Himmel. Und mit dem bloßen Auge wurden Gedächtnisfotos gemacht, wobei man keine Digitalkamera brauchte um sich die Details eines bestimmten Blickausschnittes einzuprägen.
Am Abend brannte das Lagerfeuer zur Freude der Kinder. Überhaupt hatten die Autoren viel Zeit, um über ihre Ideen und Visionen zu diskutieren. Manchmal kann es hilfreich sein, von sämtlichen Medien, außer dem Buch abgeschnitten zu sein.
Und das Feuer ging erst am letzten Tag aus, als die Autoren wieder ins Tal marschierten.