Artikel zum Buch, von Gerold Kiendl

Bald nach seiner Pensionierung hat der Gymnasiallehrer Robert Xaver Gapp damit begonnen, Geschichten aufzuschreiben, Geschichten aus seiner Bergener Kinder- und Jugendzeit zunächst, dann aber auch „andere Geschichten und Begebenheiten“, wie er es nennt. So erschienen 2011 „Da Gagste und i – und andre Lausbuam und Lausdirndl“ und 2013 „Do waar no ebbs …“, zwei Bändchen, die bald viele dankbare Leser fanden. Schon im Vorwort zum ersten der beiden Bändchen sagt R. Gapp, dass ihm das Schreiben selber Freude gemacht habe – und das spürt man auch deutlich beim Lesen.

Diese Begeisterung für das Erzählen ist bis heute lebendig geblieben, und so haben wir die Freude, ein drittes Geschichten- und Gedichtbändchen ankündigen zu können: „Üwa Doud und Deife – Himmlische und irdische Gschichtn, Märchen und Gedichte“

Es ist ein bunter Strauß von Geschichten und Gedichten, die uns diesmal beschert werden. Da geht es zum Beispiel um einen Zahnarztbesuch in höchster Not, aber auch um Mord und Totschlag, es geht um einen alkohoIträchtigen Ausflug eines Bürgermeisters mit seinen Gemeinderäten nach Salzburg oder um die bewegende Heimkehr eines Familienvaters aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1947. Es handelt sich also um heitere und um besinnliche Texte, aber ihr ganz besonderer Reiz liegt darin, dass Robert Gapp wieder in bairischer Mundart erzählt. In einer Zeit, da die echte Mundart leider immer mehr verschwindet, ist es eine Freude, den Ausdrucksreichtum des bairischen Dialekts und seinen unverwechselbaren schönen Sprachklang wahrzunehmen – man sollte die Geschichten und Gedichte laut lesen, noch besser, man sollte sie sich nach Möglichkeit vorlesen lassen.

Im Anschluss an die Geschichten findet sich wieder eine Reihe von Gedichten. In ihnen ist der besinnliche, zum Nachdenken anregende Ton vorherrschend. Da geht es etwa um die Sehnsucht nach Frieden in einer friedlosen Zeit, um das Verlangen nach Ruhe, nach Stille im hastigen, lauten Treiben unserer Welt oder um die Beschränkung auf das wirklich Wesentliche in unserer verwirrend vielfältigen Wohlstandswelt. Und dies alles schon klar und unmissverständlich, aber doch auch im versöhnlich-freundlichen Ton des bairischen Dialekts.

Wer die kleine Erzählform liebt und Sinn für die Schönheit der bairischen Mundart hat, wird auch dieses Bändchen aus der Erzählwerkstatt des ‚Bergener Gschichtl-schreibers‘ mit Freude und Gewinn lesen können.
Gerold Kiendl

Zur phonetischen Schreibweise des Autors sagte Prof. Dr. Ludwig Zehetner von der Universität Regensburg, der Spezialist schlechthin für die bairische Dialektologie: „Ich konnte feststellen, dass er (Robert Xaver Gapp; Anm. des Verf.) einer der ganz wenigen Mundartautoren ist, der eine in sich konsequente und stimmige Schreibung des Bairischen praktiziert.“

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