Chiemgau Autoren – Lesungen und das 50. Mitglied

Traunstein. Das mittlerweile zur Tradition gewordene Literaturtreffen der Chiemgau Autoren, das am letzten Montag eines jeden Monats im Studio16 am Stadtpark in Traunstein stattfindet, fiel heuer auf den 30. April.
Michael Inneberger, Vorstandsmitglied der Chiemgau Autoren, begrüßte das trotz des warmen Frühlingswetters zahlreich erschienene Publikum und eröffnete seine Moderation mit einem Hinweis auf die Walpurgisnacht und der Feststellung, vor der Tür gar keine geparkten Besen gesehen zu haben. Er stellte den Verein und die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Literaturförderung vor, zuletzt die Beteiligung an der Aktion „Bücherparkett“ im Audienzsaal der Burg Tittmoning, kuratiert von Josef Wittmann, der die Einzel-Lesungen von neun Mitgliedern der Chiemgau Autoren mitorganisiert hatte. Und sich spontan dazu entschloss, ebenfalls Mitglied zu werden. Mit Josef Wittmann konnte der Verein sein 50. Mitglied begrüßen.
Als „Geburtstagsautorin“ des 30. April (1911 in Oberbayern) wurde Luise Rinser von Michael Inneberger porträtiert, wobei der Umstand, dass die beiden Schriftsteller, die 2002 verstorbene Luise Rinser mit ihrer Kurzgeschichte „Die rote Katze“ und Michael Inneberger mit zwei seiner Kurzgeschichten „Urlaub für ewig“ und „Klempner Huber“ im Buch „Great German Short Stories Of The Twentieth Century“ veröffentlicht wurden, als besonderes Zusammentreffen nicht unerwähnt bleiben darf.
Im Anschluss an die Aufforderung, die an Vereinsmitglieder und Besucher ging, sich an dem Format „Lesen nach Los“ zu beteiligen, wurden die zwei Gewinner gezogen, Andreas Mittermayer und Sepp Obermüller.
Andreas Mittermayer, der nicht damit gerechnet hatte, aus dem Lostopf gezogen zu werden, las sein Mundartgedicht „Momentensammler“ vor, und auf die Bitte des Publikums ein weiteres Mal, mit längeren Pausen, in denen der Zuhörer dem Plätschern, Summen und Zwitschern unterm dem Blütenweiß eines ‚Kirschbaams‘ nachspüren konnte.
Sepp Obermüller handelte in einem langen, gereimten Mundart-Gedicht die vielen Zumutungen, denen Natur und Mensch in dieser Zeit ausgesetzt sind, ab. In beschwörenden und berührenden Worten wies er darauf hin, dass es an uns ist, die Erde zu bewahren, die uns nährt; dass letztlich wir alle entscheiden, wie die Zukunft sein wird.
Nachdem sich Andreas Mittermayer so kurz gefasst hatte, entschied der Moderator, Michael Strehhuber, der den dritten Zettel in den Lostopf geworfen hatte, auch zur Lesung zu bitten.
Michael Strehhuber erzählte von seiner Beschäftigung mit Mythen, Sagen, und Volksliedern. Er verwies auf ein trauriges Volkslied, in dem ein Wassermann ein junges Mädchen entführt in sein nasses gläsernes Reich. Ein Lied, das die Ausgangsbasis für sein Gedicht „Agneta und der Wassermann“ war und das er in seinem Werk zu einem guten Ende brachte: „doch hört sie vom See zu nächtlicher Stund – die Harfe dort unten am tiefen Grund“.
Last but not least war die Lesung des Hauptakteurs des Abend, Schriftsteller und Gymnasiallehrer Wolfgang Rendl. Seine Kurzgeschichte erzählte von einem Aufenthalt auf Madeira, in der wortgewandt und mit feiner Ironie der erhoffte „Beginn einer Freundschaft“ (= der Titel) geschildert wird, die mit einer überraschenden Schlusspointe endet. Wolfgang Rendl, Autor mehrerer Bücher mit Kurzgeschichten, Gedichten und Aphorismen, beantwortete geduldig, wie die anderen Beitragenden vor ihm ebenfalls, alle Fragen, die das interessierte Publikum mit viel Sachkenntnis stellte.
In seiner Abmoderation lud Michael Inneberger zum legeren Teil des Abends ein, zu Gesprächen und Erfahrungsaustausch, und Meike K.-Fehrmann (Vorsitzende des Vereins) wies auf die aktuellen Vereinsaktivitäten hin.

Das nächste Literaturtreffen findet am 28. Mai 2018 im Studio16 in Traunstein statt. Gäste sind wie immer herzlich willkommen.

Pressebericht und Foto: Heidi Merkel

von links: Michael Inneberger, Andreas Mittermayer, Sepp Obermüller, Michael Strehhuber und Wolfgang Rendl

error

Aktuelle Facebook Beiträge findet ihr hier: