Pressebericht:

Von einer erschöpfenden Bergetappe, einem heilsamen Walderlebnis und einem Mädchen im Flüchtlingslager – beim Literaturtreffen der Chiemgau-Autoren“ 

Am 28.05.2018 fand das allmonatliche Literaturtreffen des Vereins der „Chiemgau-Autoren e.V.“ im Studio 16 in Traunstein statt.

Trotz starken Gewitterregens hatten sich Autorinnen und Autoren aus dem Landkreis eingefunden, nicht nur, um literarischen Texten zu lauschen und diese zu diskutieren, sondern ihr eigenes Los-Glück zu versuchen, um eigene Texte vorzustellen. Ein Text war wie immer angemeldet, zwei weitere Texte wurden im Losverfahren ermittelt.

Der bekannte Mundartschriftsteller Robert Gapp führte als Moderator durch den Abend und begrüßte unter den Anwesenden auch Mitorganisatoren des Bergener Brettl, das seit einigen Monaten die Kulturszene in Bergen belebt. Einige Chiemgau-Autorinnen und Autoren haben dort bereits bei Lesungen ihre Bücher vorgestellt.

Dr. Reinhold Schneider las als erster Autor aus seinem Manuskript „Eine Radtour von Salzburg nach Venedig“ vor. Inspiriert wurde er zu diesem Text durch eigene Reiseerfahrungen. In der unterhaltsamen Geschichte über eine anstrengende Bergetappe verknüpfte er heitere und ernste Erlebnisse mit grandiosen Landschaftsbeschreibungen, so dass bei manch einem Zuhörer Erinnerungen an eigene Radtouren nach Italien lebendig wurden.

Danach entschied das Los und Magdalena Reupold las aus ihrem Buch „a Kraxn voller Weisheit“. Eine interessante Geschichte über einen Förster, der mit den Lebensentwürfen seiner Söhne haderte und im Wald auf eine Gruppe heilkundiger Frauen trifft. Sie bringen ihm den Wald, den er bisher vor allem als Arbeitsstätte gesehen hat, als Erholungs- und Heilungsort für die Seele nahe. In der Pflanzenbegegnung mit dem Fingerhut bekommt der Förster neue Hoffnung und erfährt Heilung für die Beziehung zu seinen Söhnen. Die Tiefe der Geschichte wurde bei der anschließenden Diskussion besonders hervorgehoben sowie die Bedeutung dieser Art von Geschichten bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen.

Die aus Anger stammende Autorin Armena Kühne hatte ebenfalls Losglück und stimmte die Zuhörer mit einer einfühlsam erzählten Flüchtlingsgeschichte nachdenklich. Die Autorin verstand es, die Enge des Lagers und die Ängste eines Mädchens anschaulich zu machen, das mit der Mutter auf der Flucht aus Afghanistan ist. Es war ihr gelungen, mit wenigen Worten das Lagerleben und das Leben zuvor in der Heimat zu beschreiben. Die Hoffnung auf Freiheit, auf ein Leben ohne Angst schwindet nach und nach im Lager, und doch scheint am Ende ein Funken Hoffnung zu wachsen. Armena Kühne, bekannt als Krimiautorin, gelang es Spannung und Tiefgang miteinander zu verbinden.

Im Anschluss würdigte Robert Gapp zwei bereits verstorbene Schriftsteller. Zum einen den „James Bond“-Schriftsteller Ian Fleming und den vor kurzem verstorbenen Schriftsteller Philip Roth.

Nach den Lesungen gab es wie immer ein gemütliches Beisammensein und einen intensiven Gedankenaustausch.

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